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Das Wunder von Emmerting

Es war ein bisschen wie Bayern München im Mai eines fast jeden Jahres auf dem Rathaus am Marienplatz. Auf dem Balkon des Emmertinger Sportheims standen wir Spieler und blickten auf die Menschen unter uns. Es kribbelte mir im Bauch, als mir DJK-Chef Volker Kahler den Wanderpokal übergab. „Da it dat DING, da it dat Ding.“ Freudig reckte ich den megagroßen Pott in die Höhe und hielt ihn etliche Stunden – so kam es mir zumindest vor -, bevor ich ihn an Steini weiterreichte. Nacheinander streckte jeder Gallier die ersehnte Trophäe in den Himmel, manche wie Lopo küssten den Kelch. Die Jungs kreischten. „Da it dat Ding, da it dat Ding.“ Genugtuung machte sich breit.

Es war ein unglaublicher Tag, dieser 14. Juni 2003, an dem das gallische Hobby-Heer über die Vereinsarmeen triumphierte und seine Siegesfahne im Herzen der DJK hisste. Unfassbar, aber wahr! Und der Zeitpunkt zum 40-jährigen Jubiläum des Sportvereins hätte nicht besser gewählt werden können. Der Erfolg kam überraschend, gleicht einem Wunder, denn niemand im Team hatte einen Gedanken an einen möglichen Titelgewinn verschwendet. Auch nach dem Auftakterfolg über den haushohen Favoriten „Daltons“, den Lopo per Siebenmeter nach einem Foul an Schaf herstellte, und dem 3:0 über „NO MA´AM Domino“ (Tore: Kalle, Kipf, Steini) kam kein Druck auf. Locker, flockig und mit einer gehörigen Portion Spaß trugen wir unsere Spiele vor und feierten mit dem 2:1 über „99 Promille“ (Lopo, Kipf) und dem 2:0 über „Gendorfer Soccer“ (Lopos Doppelpack besorgte den 100. Gauloises-Sieg) sogar weitere Triumphe. In diesen Begegnungen war uns Glückgöttin Fortuna hold, da die Rivalen jeweils mit einem Siebenmeter am Pfosten oder an Zerberus Kopy scheiterten. Trotz dieser schon bis dahin überraschenden Siegesserie interessierten wir uns nicht die Bohne für den Tabellenstand oder die Ergebnisse der anderen Mannschaften. Erst als Kipf mit zwei Treffern das Derby mit den „Ghetto People“ (2:0) entschied, wagten wir einen Blick auf das Tableau. Ein Remis gegen den ärgsten Verfolger „Alztal Brasilianer“ sollte uns im letzten Kräftemessen reichen, um die Kleinfeld-Krone erstmals zu erobern. Was folgte, spricht für diese Leistung und diesen Tag: ein cool herausgespieltes und nie gefährdetes 2:0 nach Toren von Steini und Kipf, der seinen 100. Einsatz für die Blauhemden selbst krönte.

Eine wahnsinnig starke Vorstellung der Mannschaft, die immer ihren Spaß am Sport auslebte, war der Garant dieses historischen Kunststücks. Jeder gab alles und der Ball lief wie am Schnürchen. Doppelpässe zwischen Gerald und Jupper bleiben genauso in guter Erinnerung wie die energischen Sturmläufe von Kalle aus der Abwehr heraus. Morse, Tom (3 Einsätze) und auch Bertl (1) halfen mit kraftvollen Auftritten in der Verteidigung mit, dass am Ende Unglaubliches zu Buche stand: Sechs Siege und 12:1-Tore in sechs Spielen. Diese maximale Ausbeute ließ den Traum vom Ortsmeistertitel wahr werden, bescherte Kopy die Auszeichnung als bester Torwart und uns allen eine rauschige Feier. Bis tief in die frühen Morgenstunden jubelten wir über unsere Errungenschaft. „Wo it dat Ding?“ – „Da it dat Ding, da it dat Ding“ tönte es zigfach über den Sportplatz. Als ich schließlich heimtorkelte und den Tag in Gedanken Revue passieren ließ, kam es mir in den Sinn: Es war ein bisschen wie Schalke 04 in der Saison 2000/2001. Nur mit dem Titel. -Der Käptn -